Laut Studien* sehen sich bis zu 86% der Mitarbeitenden im Berufsfeld der sozialen Arbeit mit Menschen, mit aggressiven oder gewalttätigen Übergriffen seitens der Klienten konfrontiert. Das PDI Training umfasst vier Module, die einen sicheren, respektvollen und professionellen Umgang mit Gewalt und Aggression schaffen, und das Bewusstsein für die hohe Verantwortung für sich und das Klientel schärfen sollen.
Prävention
Das Beherrschen geeigneter Präventionsmaßnahmen, um
aggressives Verhalten schon in der Entstehungsphase kompetent entgegnen zu
können, ist eine wesentliche Kompetenz, die die Teilnehmer im Training
vermittelt bekommen.
Gewaltprävention beginnt bereits bei der Ausstattung und
Gestaltung des Umfeldes, wie z.B. Möbel, Blumen, Bilder und vor allem der gute
Zustand des Interieurs. Auch die Farbwahl und die Lichtverhältnisse tragen zur
Schaffung eines angenehmen, gewaltfreien Milieus bei.
Auch ausreichende personellen Ressourcen und regelmäßige
Fortbildungen des Personals dienen der Prävention von Konflikten und
gewalttätigen Handlungen.
Durch das Training wird den Teilnehmern bewusst gemacht,
welche Verantwortung sie im beruflichen Alltag im Umgang mit sich, dem Klientel
und vor allem mit Konflikten und Aggression haben, und damit entscheidend das
gesamte Lebensumfeld mitgestalten. Wesentliche Inhalte dieses
Trainingsabschnitts sind Kommunikation, Empathievermögen und Haltung gegenüber
der Klientel und im Team.
Deeskalation
Die Phase der Deeskalation beginnt, wenn die Grenze zwischen
Normalität und Ausnahme überschritten worden ist, d.h. wenn alle Maßnahmen zur
Prävention wirkungslos geblieben sind. Die Schulung der sensiblen Wahrnehmung
dieser Grenzüberschreitung ist wichtiger Bestandteil dieses Moduls.
Hier ist es ebenfalls wichtig, dass sich das Personal
darüber bewusst ist, durch sein Verhalten wesentlich zur Eskalation oder
Deeskalation beitragen zu können.
Die Teilnehmer des Trainings werden geschult, aggressives
Verhalten erkennen und klassifizieren zu können, um die Situation mit geeigneten
Mitteln zu deeskalieren, so dass gewalttätige Übergriffe weniger wahrscheinlich
werden.
Intervention
Eskaliert eine Situation so, dass ein gewalttätiger
Übergriff droht oder geschieht, ist eine Intervention nötig und wichtig, um
weiteren Sachschaden und Verletzungen beim Klienten und Personal zu vermeiden.
In diesem Modul des Trainings lernen die Teilnehmer zum
einen, sich gegen Angriffe, durch gezielte persönliche Sicherheitstechniken
(PST) zu verteidigen, zum anderen durch eine spezielle Teamtechnik (TT) eine
Situation, in der ein Klient aggressives, gewalttätiges Verhalten an den Tag
legt, besser kontrollieren zu können.
Beide Techniken, PST & TT, sind nicht mit Kampfsport
oder Selbstverteidigung gleich zu setzen. Hier geht es nicht darum, einen
Aggressor unschädlich zu machen, sondern darum, eine eskalierte Krisensituation
wieder unter Kontrolle zu bringen. Verletzungen des Personals und Klientel,
sowie Sachschäden sollen begrenzt werden und niemand sollte am Ende als
Verlierer dastehen. Im Nachhinein soll also eine WIN - WIN Situation entstehen.
Beim Einsatz der Techniken ist es nicht wichtig besonders
groß oder stark zu sein, sondern die Situation im Vorhinein richtig
eingeschätzt zu haben, im Team transparent und eindeutig zu kommunizieren, die
Techniken sicher zu beherrschen und eine respektvolle Haltung gegenüber der
gewalttätigen Person zu haben und zu bewahren.
Nachsorge
Die Nachsorge bezieht sich auf Personal, das einen
gewalttätigen Übergriff erlebt hat, und soll helfen, diesen zu reflektieren und
besser zu verarbeiten, um die nötige Sicherheit im beruflichen Alltag wieder zu
erlangen und arbeitsfähig zu bleiben.
Gewalttätige Übergriffe können direkt, aber auch noch lange
Zeit nach der Situation, starke Spuren bei den betroffenen Personen
hinterlassen. Es kann zu physischen Verletzungen kommen, aber auch zu
Traumatisierungen, Angst und Unsicherheit.
Dieses führt beim Personal oft zu Arbeitsunzufriedenheit bis
hin zur Arbeitsunfähigkeit.
Um dem zu begegnen, sollten in den Institutionen spezielle
Sicherheitskonzepte entwickelt werden.
Auch beim Klientel ist eine Reflexion des Geschehens
wichtig, damit es besser verstanden und verarbeitet werden kann. Eine gelungene
Nachbearbeitung einer Krisensituation dient auch der Prävention neuerer
Konflikte und Krisen.
Die Kombination dieser vier Module ermöglicht dem
Personal, allein oder im Team, einen strukturierten und sichereren Umgang mit
Aggression und Gewalt.
Dies hat positive Auswirkung auf die gesamte Arbeit, die
Atmosphäre, die Mitarbeiter und das Klientel und soll langfristig bewirken,
dass es zu weniger gewalttätigen Übergriffen kommt.
Weitere Inhalte des Trainings sind theoretische
Grundlagen u.a. zu den Themen Konflikte, Wahrnehmung und Kommunikation.
Sicherheit, die sich auszahlt
Die Einbettung des PDI Trainings in ein Einrichtungskonzept
soll dazu führen, dass es zu weniger Konflikten und gewalttätigen
Situationen kommt.
Dies hat zur Folge, dass die Arbeitnehmer weniger belastet
und weniger krank sind.
Die Investition in einen PDI Kurs bedeutet also auch
und vor allem, eine Investition in die Sicherheit des Klientels und des
Personals.
Dadurch verringert sich einerseits die Anzahl an
Sachbeschädigungen und körperlichen Übergriffen auf das Personal, und es kommt
andererseits zu einer Steigerung der Sicherheit, der Arbeitszufriedenheit und
Arbeitsfähigkeit.
Konzeptentwicklung
Das PDI Trainingskonzept wurde 2006 von Mitarbeitern -innen
der LWL-Klinik Hamm, der LWL-Klinik Marl-Sinsen und des LWL-Wohnverbund Marl
Sinsen ins Leben gerufen und wird seitdem weiterentwickelt. Sie arbeiten dort
im kinder- und jugendpsychiatrischen Bereich und im geistig behinderten Bereich
mit heranwachsenden Jugendlichen.
Falls Sie das gesamte Konzept lesen möchten, können Sie es hier herunter laden.
* Quelle: Zeh et al., „Gewalt und Aggression in Pflege- und Betreuungs berufen
– Ein Literaturüberblick“, 2009;
Bundesverband der Unfallkassen GUV-I 8628 Ausgabe April 2005
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